Das Interview erschien erstmals im April 2021 in 11FREUNDE #233.
Olaf Marschall, was bringen Nasenpflaster?
Schwierig. Ich könnte sagen: Funktionieren tremendous, schließlich bin ich 1998 mit den Dingern Meister geworden.
Wohl kein Bundesligaspieler hat die Pflaster öfter getragen als Sie.
Das täuscht. Ich hatte die nur in der Meistersaison 1997/98 drauf. Eine US- Firma wollte die Pflaster in Deutschland populär machen und sprach mich an.
Mit anderen Worten: So doll waren die nicht?
Subjektiv hatte ich das Gefühl, dass sich beim Draufkleben die Nasenflügel nach außen wölben. Ob das wirklich so struggle, keine Ahnung. Meine Frau hat die Pflaster bei Schnupfen gern vorm Schlafengehen geklebt. Sie meinte, die helfen.
Sie stammen aus dem sächsischen Torgau und wurden mit zwölf Jahren ins Internat zu Lok Leipzig delegiert. Träumten Sie damals davon, Profi zu werden?
Mein Vater arbeitete im Torgauer Flachglaswerk und struggle jahrelang mein Trainer. Der hatte ein Auge drauf, was ich am Ball kann. In den Siebzigern struggle der Fernseher noch schwarzweiß, meine Freizeit verbrachte ich im Wald oder auf dem Fußballplatz und struggle froh, wenn ich nichts mit der Schule zu tun hatte. So gesehen fand ich die Perspektive, in Leipzig mehr aus dem Hobby Fußball rauszuholen, nicht so schlecht.
Waren Sie überzeugt, sich in Leipzig durchsetzen zu können?
Mit zwölf Jahren schoss ich enorm in die Höhe, so dass Lok anfangs überlegte, mich wieder abzugeben. Die glaubten, mir fehlt die Robustheit, weil ich so eine dürre Bohnenstange struggle. Aber ich hatte schon ein wenig Talent, struggle kopfballstark, konnte mit hyperlinks und rechts, hatte Zug zum Tor und auch eine solide Technik. So lief das von Jahr zu Jahr besser.
Waren Sie stets Mittelstürmer?
Eigentlich ja. Mit zwölf Jahren versuchte ein Trainer mal, mich auf Innenverteidiger umzupolen, weil ich so lang und dürr struggle. Aber der hat schnell eingesehen, welches Risiko er da eingeht.
Hatten Sie ein Vorbild?
Als Nachwuchsspieler bei Lok Leipzig trainierte ich mit Henning Frenzel. Der machte Dinge am Ball, die ich als junger Kerl beeindruckend fand. Ein langjähriger Nationalspieler, mit dem ich direkt zu tun hatte, das fand ich toll. Aber natürlich schaute ich auch mit offenem Mund zu, wenn Klaus Fischer im Fern- sehen seine Fallrückziehertore machte.
Sie liefen schon mit knapp 17 Jahren das erste Mal in der DDR-Oberliga auf. Wie gingen die Gegenspieler mit so einem durchstartenden Jungspund um?
Als Stürmer lernt man schnell, sich zu wehren. Es geht im Fußball doch immer darum, Zweikämpfe zu gewinnen, sich Platz zu verschaffen und den Gegner zu beeindrucken.
Wie lief das konkret ab?
Ich habe gezogen, gehalten, geschoben oder bin meinem Gegenüber auch zufälligerweise mal über die Füße gelaufen. Wenn ich in der Oberliga auf Jens Melzig oder Andreas Wagenhaus traf, haben wir uns Dinge an den Kopf geworfen, die wären heute unmöglich, weil jeder Lippenleser geschockt wäre. Später in der Bundesliga habe ich mit Jürgen Kohler regelrechte Ringkämpfe ausgetragen.
Der DDR-Jahrgang 1965/66 struggle, was den Angriff anbetrifft, eine Goldene Generation.
Ulf Kirsten, Thomas Doll, Andy Thom und ich – wir waren ein Jahrgang und seit der Juniorennationalelf befreundet.
Mit Spielern des BFC Dynamo hatten Sie keine Probleme?
Weil die bei der Polizei waren? Das hat uns Fußballer doch nicht interessiert.
Lok Leipzig struggle Mitte der Achtziger neben Dynamo Dresden der größte Rivale des BFC in der Oberliga. Einige Meisterschaften sollen sogar auf Befehl von oben in Richtung der Berliner gedreht worden sein.
Sie spielen auf das Saisonfinale 1986 an …
… den sogenannten „Schandelfmeter von Leipzig“.
Für den konnten die Spieler ja nichts. Das wurde auf anderer Ebene entschieden.
Sie schossen Lok in dem vorentscheidenden Meisterschaftsspiel nach zwei Minuten in Führung. Erst in der vierten Minute der Nachspielzeit glich der BFC per Elfmeter aus, der aus einem umstrittenen Zweikampf resultierte.
Natürlich hat uns das wahnsinnig aufgeregt, es gab Tumulte und unsere Fans bewarfen den BFC-Bus mit Steinen. Aber genützt hat es nichts.